2014 glaubte ich, als frisch gestarteter Jungautor das Networking auf ein neues Level heben und zur Buchmesse fahren zu müssen. Es stellte sich als die unsinnigste Entscheidung meines Lebens heraus.
Zwar traf ich vor Ort auf alte Bekannte wie Klaus Bollhöfener oder die Autorenkollegen Christian Montillion und Rainer Wekwerth, mit denen ich jeweils ein paar wenige Worte wechseln konnte, aber davon abgesehen blieb es eine fruchtlose Übung: Stundenlang stapfte ich einsam durch mit Menschen vollgepfropfte Hallen und an einer endlosen Menagerie von Ständen vorbei, stopfte mir die Taschen mit Prospekten und die Atemwege mit Grippeviren voll. Eine reine Verkaufsveranstaltung eben, wie feststellte, nur für die Verlage und die Buchindustrie, und für einen Jungautoren wie mich gänzlich vergeudete Zeit. Für mein zukünftiges Ich wird dies eines Tages zu jenen Weisheiten gehören, die ich, altersweise und von den Jahren gebeugt, der nächsten Generation von Nachwuchsautoren mit auf den Weg werde geben können: Scheiß auf die Buchmesse!
Damals schon musste ich mir von anderen die Frage gefallen lassen, was mich zum Besuch der Messe bewogen hat, anstatt auf den Buchmesse-Con zu gehen. Aber erst als Kollege Dirk van den Boom mir den Besuch dort quasi befohlen hat, ließ ich mich 2015 dazu hinreißen. Gemeinsam mit Sabine Osman und Spaceship Saar-Partizipant Mark Schmitt brach ich also auf nach Dreieich, um das Networking – einmal mehr – auf ein neues Level zu heben.
Der Buchmesse-Con ist anders als diejenigen, die ich bisher besucht hatte. Zum einen ist da die Besucherschaft, die erheblich jünger ist als ich es erwartet hatte (das Fantasy-Publikum drückt den Altersschnitt erheblich), und dann die Atmosphäre, die ich als weniger familiär, dafür eher ‚offiziell‘ empfand – letzteres mag aber meinem subjektiven Eindruck geschuldet sein. Den Rest kannte ich aus Köln und Garching: Stände von (größtenteils) Kleinverlagen und Self-Publishern, die ihre Werke an den Mann bzw. die Frau bringen wollen, und jede Menge Panels.
Davon gesehen habe ich lediglich das von Wes Andrews aka Bernd Perplies, der Szenen aus seinem aktuellsten Werk „Frontiersmen“ zum Besten gab, und das der PERRY RHODAN-Redaktion, die den neuen, im Cross Cult-Verlag erschienen Rhodan-Comic vorstellte. Ein Heft im übrigen, das ich mir definitiv zu Gemüte führen werde.
Mein Hauptanliegen beim Con war aber wie gesagt das Networking. Und diesmal kam ich auf meine Kosten: Nicht nur unterhielt ich mich einmal mehr sehr nett mit alten Bekannten, wie beispielsweise auch diesmal Klaus Bollhöfener. Außerdem lief ich vielen (mir bislang nur via E-Mail oder Facebook bekannten) Kollegen und Gesichtern über den Weg – der neue Deutsche Phantastik-Preisträger Bernd Perplies war darunter ebenso wie REN DHARK-Autor Achim Mehnert oder PERRY RHODAN-Chefredakteur Klaus N. Frick, bei dem ich mich endlich für seine positive Rezension meines FanEdition-Romans „Mein Freund Perry“ bedanken konnte. Für ein längeres Gespräch fehlte leider die Zeit – auf sein Angebot, dies bei Gelegenheit nachzuholen, würde der „junge Mann im ‚Flash‘-T-Shirt“ aber gern zurück kommen. Mir war es jedenfalls ein Fest!
Die Begegnung, die mir insgeheim jedoch den meisten Spaß bereitet hat, war jene die sich im Vorfeld bereits als ‚historisches Treffen‘ angedeutet hatte: Nämlich die mit Ex-Atlan-Autor und Nachnamensvetter Wilfried A. Hary. Auch wenn wir gelegentlich schon verdächtigt worden waren, Vater und Sohn zu sein, sind wir tatsächlich weder verwandt noch verschwägert und haben es bis Dato trotz großer Nähe unserer Wohnorte nie geschafft, uns einmal über den Weg zu laufen. Jetzt holten wir das nach, verstanden uns prächtig und ich hoffe, dass es nicht die letzte Begegnung war.
Zu guter letzt gründete ich gemeinsam mit PERRY RHODAN-Jahrbuch-Mitautor Andreas Schweitzer noch spontan den erlesensten, exklusivsten und gehaltvollsten Schriftstellerzirkel in der Geschichte des Universums: Die Saarländischen Phantastik-Schreiber (SaarPhanSchrei) zählen jetzt schon unglaubliche sechs (!) Mitglieder, deren erklärtes Ziel es ist, sich auf jedem bietenden Con lautstark zum Gruppenfoto zu versammeln. Wir hoffen, so die Umstehenden zu irritierten, mimischen Entgleisungen verleiten zu können.
Mein Fazit: Es hat sich gelohnt. Ich habe viele neue Kontakte knüpfen und alte vertiefen können, und ich bin mir jetzt schon sicher dass ich den Con im nächsten Jahr wieder besuchen werde. Dann vielleicht sogar wieder mit einem kleinen Buchmesse-Besuch verknüpft – wer weiß?